Kleine Paradiese

Innenhöfe

Von allen japanischen Gärten die wir gesehen haben (und das waren einige…), haben uns die kleinen, feinen Gärten in den Innenhöfen der alten Tee- und Herrschaftshäuser am meisten fasziniert. Kleine Welten, weitab vom umgebenden Alltagsgetümmel. Alle sind sehr sorgfältig komponierte Meisterwerke aus Bäumen, Sträuchern, Moosen, Steinen, sprudelndes und ruhiges Wasser und als Blickfang dazwischen Steinlaternen.

2017-04-24 16-24-33

Wasser

Wasser ist eine immer wiederkehrende Komponente der japanischen Gärten: mal ruhig mit Fischen als Koiteich, damit sich das Ufer mit den Bäumen drin spiegelt. Dann wieder als sprudelnder Bach mit kleinen Wasserfällen oder Fontänen, die eine Hintergrundmusik geben. Sanft führen Brücken oder Steintritte darüber…

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Wege durch das Grün

Die Gärten sind so angelegt, dass ihre Besucher zahlreiche Entdeckungen machen können. Meistens führt ein Blick aus einer anderen Perspektive zu einem ganz anderen Eindruck der gleichen Anlage, was durch eine asymmetrische, dezentrale Anordnung erreicht wird. Beliebt sind auch holperige, unebene Wege, um den Besucher interessiert durch den Garten gehen zu lassen. Gerade Wege werden nur verwendet, um den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ein wundervoller Garten mit vielen Wegen die es zu erforschen gibt, ist der Kenroku-en in Kanazawa.

2017-04-25 08-01-59

Ein Paradies aus Kies

In Kyotos berühmtem Zengarten Ryoanji unternimmt man, mit den Augen und dem Geist, denn dieser Garten darf nicht betreten werden, eine Reise zu den Inseln der Seligen. Er wurde um 1500, gegen Ende der Muromachi-Periode, von einem unbekannten Mönch entworfen und zeichnet sich durch seine besonders schlichte Anlage aus: eine Kiesfläche, auf der scheinbar willkürlich einige größere Steine verteilt sind. Obwohl wenig zu sehen ist, besitzt er eine herausragende Ausstrahlung. Ein schmales Rechteck, drei Seiten sind von einer mannshohen Mauer umgeben. Die Fläche ist mit weißem Kies bedeckt und zu einem eleganten Muster geharkt. Darauf erheben sich die Steine, umrahmt von einem schmalen Streifen Moos. Die Steine bilden eine Konstellation, die absichtslos wirkt, spontan, zufällig und damit im Grunde die künstlerischen Neuerungen der Moderne vorwegnimmt. Sie sind weder bizarr geformt noch überwältigend groß, allenfalls hüfthoch. Einzelne stehen aufrecht, einige liegen flach und ragen nur knapp über den Kies hinaus. Graue, normale Steine, zu zweit oder dritt gruppiert, dazwischen Leere und Kies. Der zweite Zengarten, den wir besucht haben, liegt in Kyotos Tofukuji Tempel.

2017-04-30 11-44-30

Gartenpflege mit der Pinzette

Um diese wunderbaren Gärten zu unterhalten, ist ein riesiger Aufwand vonnöten.
Es wird gerecht, geschnitten geputzt und mit der Pinzette werden Unkräuter aus den Moosflächen gezupft..

2 Kommentare

  • Die Bilder und natürlich die darauf dargestellten Gärten sind wirklich herrlich. Selbst auf euren Bildern kann man sich darauf verlieren.
    Die Kiesgärten erinnern mich eigentlich an Wassergärten: Der Kies stellt die Wasseroberfläche dar, die sich im Wind leicht kräuselt und die Steine sind kleine Inseln, der Kreis um die Steine die Welle, die erzeugt wird, wenn man einen Stein ins Wasser wirft. Die Steine außerdem sind wie kleine Eisberge: Du weißt nicht, was sich noch unter der „Wasseroberfläche“ befindet. Es regt die Gedanken zum Reisen an. So schön….

    • Ja die Gärten regen sehr die Gedanken an.. sie sind kleine Abbilder der Welt…. Auch sieht man mit jedem Blick wieder neue kleine liebevolle Details…
      Bei den Steingärten geht leider das meditative mit so vielen Touristen ein wenig verloren…

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