Millionenstädte à gogo
In China wird aktuell geklotzt und nicht gekleckert und die Aufholjagd zu den Nachbarländer läuft. Dies erlebten wir in der rasanten Ost-West Durchquerung von Shanghai nach Kunming mit Spitzengeschwindigkeit von 307 km/h in weniger als 11 Stunden über eine Strecke von 2’252 km. Bis im letzten Dezember wurden für die gleiche Strecke mehr 35 Stunden benötigt. Im fast regelmässigen Stundentakt haben wir dabei an Millionenstädten mit Wolkenkratzergruppen Halt gemacht. Wer hat schon von Jinhua, Yingtan, Nanchang, Yichun, Changsha, Xiangtan gehört? Dazwischen Reisterrassen und Wasserbüffel…








Nicht in gleicher Geschwindigkeit erfolgt die Aufholjagd der Bevölkerung. Es wird weiterhin auf den Boden gespuckt und neu wird das Handy als Multimediakanal für den gesamten Zugswagen eingesetzt. Die einen telefonieren lautstark und mit Lautsprecher, Kinder schauen Videos und schwatzen mit den Komikfiguren und das Paar in der gleichen Reihe gegenüber schaut „China sucht den Superstar“. Natürlich auch mit den Lautsprechern in voller Lautstärke. Braucht es ja, damit man den Gesang wahrnimmt. Dazu spielen weitere Kinder im Mittelgang und die Stewardess verkauft Malzeiten, Glacé, Popcorn und wischt regelmässig den Boden und sammelt Abfall ein. In der Wagonmitte hat eine Sechsergruppe ihre Sitzreihen zueinander gedreht und schnattert fröhlich. Und die beiden Schweizer bereiten sich mit James Hiltons Roman „Der verlorene Horizont“ auf die nächste Station Shangri-La vor. Von Stille in Chinas Zügen wie ein aktueller Blogbeitrag im Tages-Anzeiger suggerierte kann keine Rede sein.